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In einer Welt, in der jedes Unternehmen nach dem nächsten grossen Wurf strebt, scheint der Wettbewerb unvermeidlich. In der Arena der Agenturpitches wird diese Jagd auf das Neue zum blutigen Sport, bei dem es selten echte Gewinner gibt.

Ein Dialog mit Yoda

Die Weisheit der Sterne

Erinnern wir uns an eine Szene aus „Star Wars“, in der Luke Skywalker, noch grün hinter den Ohren, auf der Suche nach einem grossen Krieger ist. Er beschreibt Meister Yoda, ohne zu wissen, dass er bereits vor ihm steht, als solchen.

Yodas Antwort prägt sich ein: „Gross machen Kriege niemanden.“ Dieser Satz, schlicht und doch revolutionär, zerschlägt das traditionelle Bild des Heldenkampfes und stellt unsere Vorstellung von ‚Gewinnen‘ auf den Kopf.

Pitch und Yoda

Der Pitch

Eine Bühne des Scheiterns?

Agenturen weltweit treten in den Ring, bewaffnet mit PowerPoint-Slides und Kreativkonzepten, in der Hoffnung, die Jury – oder eher den Kunden – von ihren Visionen zu überzeugen. Doch das eigentliche Schlachtfeld findet nicht zwischen den präsentierenden Parteien statt, sondern in den unzähligen Stunden, die in unbezahlte Arbeit fliessen. Ein Wettstreit, bei dem die Trophäen oft aus nicht mehr als Anerkennung und Hoffnung geschnitzt sind.

Die wahre Kosten eines Pitches: Verlorene Kreativität und verbrannte Ressourcen

Jeder Pitch fordert seinen Tribut – in Form von Zeit, Energie und kreativem Saft. Agenturen, die wie moderne Gladiatoren in die Arena ziehen, zahlen oft einen hohen Preis: das Burnout ihrer kreativsten Köpfe, die Erosion ihrer Arbeitsmoral und eine schwindende Bank von wirklich innovativen Ideen, verschwendet an Projekte, die vielleicht nie das Licht der Welt erblicken werden.

Die Alternative: eine Partnerschaft

Die Kunst des Nicht-Kämpfens

In der Rückbesinnung auf Yodas Weisheit könnten wir alle etwas lernen. Vielleicht sind die grössten Siege die, die wir erringen, indem wir wählen, nicht zu kämpfen. Die wahre Meisterschaft könnte darin liegen, langsam und bedacht zu wählen, wo wir unsere Kräfte investieren.

Indem wir Beziehungen statt Wettbewerbe pflegen, schreiben wir die Regeln des Spiels neu. So gewinnst du immer.

Agenturen, die den Wandel vorantreiben

Während der romantische Reiz des Kampfes um die Gunst eines neuen Klienten unwiderstehlich sein mag, gibt es Agenturen, die eine pragmatischere – und vielleicht weisere – Route eingeschlagen haben.

Ein herausragendes Beispiel ist die Agentur Wieden+Kennedy, die bekannt dafür ist, ausgewählt zu werden, ohne sich dem erbitterten Pitch-Prozess zu unterwerfen. Ihre Strategie basiert auf dem Aufbau langfristiger Beziehungen und dem Vertrauen, das sie durch kontinuierlich herausragende Arbeit gewonnen haben.

Ein weiteres Beispiel ist die Technologiefirma Basecamp, die zwar nicht in der klassischen Werbebranche tätig ist, aber dennoch eine relevante Position in der Diskussion einnimmt. Ihre Gründer haben sich öffentlich gegen den kulturellen Normen des ‚Pitchens‘ ausgesprochen und betonen stattdessen den Wert von direkten, authentischen Geschäftsbeziehungen.

Spezifische Argumentation und deren Vorteile

Diese Agenturen argumentieren, dass die Verweigerung unbezahlter Pitches nicht nur eine Frage der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit ist, sondern auch eine der Kreativitätserhaltung.

Indem sie den Zyklus des ständigen Konkurrenzkampfes durchbrechen, können sie ihre Ressourcen auf die Pflege bestehender Kundenbeziehungen und die Verfeinerung ihrer Handwerkskunst konzentrieren.

Diese Haltung fördert nicht nur eine tiefere Zusammenarbeit und ein besseres Verständnis der Kundenbedürfnisse, sondern schützt auch die kreative Integrität und die Arbeitsmoral ihrer Teams.

Der langfristige Nutzen einer ethischen Haltung

Es zeigt sich, dass Agenturen, die sich gegen unbezahlte Pitches entscheiden, oft eine stärkere, vertrauensbasierte Bindung zu ihren Kunden aufbauen. Diese Beziehungen sind geprägt von gegenseitigem Respekt und einem tieferen Verständnis für die jeweiligen geschäftlichen Ziele.

Die Abkehr vom Pitching-Prozess ist somit nicht nur ein ethischer, sondern auch ein strategischer Vorteil, der diese Firmen von ihren Konkurrenten abhebt.

Vor zwei Jahrzehnten stand ich regelmässig im Rampenlicht der Pitches. Wir haben gewonnen, oft, und es hat Spass gemacht. Ein guter Freund und Kollege, Ewald Pichler von der dmcgroup, stellte mir dann vor 10 oder 20 Jahren eine einfache Frage: „Womit willst du deine kostbare Lebenszeit verbringen?“

Diese Frage hat meine Arbeits- und Lebenseinstellung grundlegend verändert. Ich lernte, meine Energie und Leidenschaft nur noch in Projekte zu investieren, die mir wirklich Freude bereiten. Heute, weit entfernt von den jugendlichen Tagen unermüdlichen Ehrgeizes, arbeite ich aus genau diesem Grund noch immer mit der gleichen Leidenschaft. Allerdings nur an Projekten, die mein Herz höher schlagen lassen. Und ein Agenturpitch gehört ganz sicher nicht dazu.

Norbert Kathriner