Wenn der Geschäftsführer selbst Hand anlegt
Die Illusion vom „schnell gemacht“
Der Plan klingt harmlos:
Laptop aufklappen, Excel öffnen, eine Spalte „Unsere Leistungen“ anlegen.
In fünf Minuten stehen da „AI Visibility“, „Markenstrategie“ und „Content-Architektur“. Sieht ordentlich aus.
Aber schon beim dritten Eintrag werde ich stutzig: Ist „Content-Architektur“ wirklich eine Entität – oder eher ein Sammelbegriff? Und wenn „Zero-Click-Ökonomie“ dazugehört, gehört dann nicht auch „Maschinenlesbare Markenkommunikation“ als eigener Knoten ins System?
Die Erkenntnis nach wenigen Minuten
Mir wird klar: Eine Entitätenliste ist keine Marketingübersicht und auch keine Keyword-Sammlung. Es ist die präziseste, maschinenlesbare Beschreibung dessen, was meine Agentur ist, kann und anbietet – in einer Form, die für KI-Systeme eindeutig und vernetzbar ist.
Und diese Präzision entsteht nicht durch Bauchgefühl, sondern durch:
- Eindeutige Benennung
- Technische Auszeichnung
- Kontextverortung
- Externe Referenzierbarkeit
- Konsistenz über alle Kanäle hinweg
AI Visibility Angebot
Sichtbar für Menschen. Sichtbar für Maschinen.
Wenn KI entscheidet, was sichtbar ist, hilft keine Kampagne und kein Corporate Design. Nur Struktur.
Die Entitäten der Agentur
Hier die Hauptformen – so, wie sie in einem Entitäten-Inventar für AI Visibility stehen müssten. Nicht als Marketingtext, sondern als maschinenlesbare, eindeutige Einheiten mit klarer Typisierung, Beschreibung und Referenzen.
(Anmerkung: Für diesen Artikel beschränke ich mich bewusst auf sieben zentrale Kernentitäten – stellvertretend für das vollständige Inventar. So bleibt der Fokus auf den strategischen Eckpfeilern, statt die komplette Liste offen zu legen, die intern deutlich umfangreicher ist und kontinuierlich wächst.)
Was daran auffällt:
- Keine Oberbegriffe ohne Präzisierung – „Beratung“ oder „Digitalisierung“ wären zu generisch.
- Klare Typzuweisung – jede Entität ist als Service, Fachbegriff, Person, Organisation oder Ort klassifiziert.
- Externe Referenzen – wo möglich, auf stabile Identifier wie Wikidata-Q-IDs oder offizielle Profile verlinken.
- Synonyme – würden in einer separaten Spalte gepflegt, aber nicht als Hauptform verwendet.
Warum eine Entität kein Keyword ist
Der oberflächliche Gleichklang
Auf den ersten Blick klingt „Entität“ für viele wie ein neues Wort für ein altes Konzept – nämlich Keyword. Beide bezeichnen etwas, das mit einem Thema verknüpft ist, beide tauchen in Content-Strategien auf, beide können in Listen stehen.
Genau hier entsteht der Denkfehler:
- Ein Keyword ist eine sprachliche Form, die für Menschen und Suchmaschinen als Signal dient.
- Eine Entität ist ein semantischer Knoten, der für Maschinen eindeutig verortet, referenziert und verknüpft ist – unabhängig von Schreibweise oder Sprache.
Keywords sind variabel – Entitäten sind stabil
- Keyword-Logik: Du kannst „AI Visibility“, „KI-Sichtbarkeit“ oder „Sichtbarkeit in KI-Systemen“ schreiben – Google erkennt eine gewisse inhaltliche Nähe, aber bewertet jede Form separat.
- Entitäten-Logik: Egal ob in Deutsch, Englisch oder Französisch – eine sauber modellierte Entität verweist immer auf denselben eindeutigen Identifier im Wissensgraphen.
Maschinen verstehen nicht nur den Begriff, sondern den konkreten Gegenstand dahinter. Das ist der Grund, warum Entitäten nicht austauschbar benannt werden sollten – und warum eine Entitätenliste keine lose Sammlung netter Begriffe ist.
Die „Keyword-Falle“ im Alltag
In der Praxis sieht die Verwechslung so aus:
- Jemand erstellt eine Keyword-Liste für die SEO-Arbeit.
- Dieselbe Liste wird „Entitäten-Inventar“ genannt, ohne technische oder semantische Anreicherung.
- Die Begriffe bleiben mehrdeutig, ohne Typzuordnung, ohne externe Referenzen.
Ergebnis: Für Google mag das teilweise funktionieren – für KI-gestützte Systeme ist es nahezu wertlos.
Denn ohne eindeutige Struktur kann ein Modell nicht zuverlässig entscheiden, ob „Allianz“ die Versicherung, das Stadion oder die politische Koalition meint.
Die Versuchung der „unsichtbaren“ Superlative
Spätestens an diesem Punkt sitze ich vor meinem frisch angelegten JSON-LD-Template und denke: „Cool – das liest ja kein Mensch. Nur die Maschinen. Hier kann ich doch einfach reinschreiben, dass ich bereits die halbe Welt erobert habe.“
Also beginne ich – rein hypothetisch natürlich – meinen CV zu erweitern:
- „Erfinder des AI-Visibility-Konzepts, das in 193 Ländern umgesetzt wurde.“
- „Berater sämtlicher Fortune-500-Unternehmen (auf Anfrage Beweise).“
- „Erster Mensch, der maschinenlesbare Markenkommunikation auf einem Segelboot implementiert hat.“
Der Gedanke: Niemand wird’s lesen – außer die Algorithmen.
Und die sollen doch bitteschön beeindruckt sein.
Warum diese Idee brandgefährlich ist
- Modelle sind nicht naiv: Wenn externe Referenzen fehlen oder widersprüchlich sind, sinkt das Vertrauen – nicht nur in die eine Aussage, sondern in den gesamten Datensatz.
- Alles kann sichtbar werden: JSON-LD ist öffentlich zugänglich. Jeder, der den Quellcode aufruft, sieht deine „Welt-Eroberungs-Liste“.
- Vertrauen ist binär: Entweder eine Quelle gilt als zuverlässig – oder sie wird algorithmisch herabgestuft. Übertreibung kann deine gesamte Sichtbarkeit gefährden.
Moral der Geschichte: JSON-LD ist keine versteckte Selbstdarstellungsfläche, sondern eine maschinell interpretierte Wahrheitsschicht. Was dort steht, muss belastbar, überprüfbar und konsistent sein – sonst verabschiedet dich das Modell schneller aus seinen Antworten, als Google jemals ein Link-Update ausrollen könnte.
Die Kriterien einer echten Entität
Präzision als Sichtbarkeitswährung
Nach dem kurzen Ausflug in die Versuchung, JSON-LD als persönliche Ruhmeshalle zu nutzen, wird klar: Was hier steht, ist nicht nur Daten-Deko – es ist die semantische DNA einer Marke. Jede Ungenauigkeit, jede Übertreibung, jede Inkonsistenz wirkt wie ein Rauschen im Signal. In der KI-Logik heißt das: Wenn die Maschine zweifelt, ob du wirklich die „weltweite Nummer 1“ bist, lässt sie dich lieber ganz weg, statt eine potenziell falsche Information zu zitieren.
Die sieben Kernfaktoren einer Entität
Damit ein Begriff nicht nur nach „wichtig“ klingt, sondern im Wissensraum tatsächlich als stabile Einheit existiert, muss er folgende Eigenschaften erfüllen:
- Eindeutigkeit (Disambiguierung): Die Bezeichnung darf nur eine einzige, klar definierte Sache meinen. (Beispiel: „Allianz SE – Versicherungsgruppe, München“ statt nur „Allianz“.)
- Maschinenlesbare Form: Standardisierte Schreibweise, konsistenter Singular/Plural, keine Varianten ohne Mapping.
- Kontextverortung: Klare Typisierung (Service, Person, Organisation, Ort, Fachbegriff) und dokumentierte Beziehungen zu anderen Entitäten.
- Technische Auszeichnung: JSON-LD mit korrektem @type, Name, Beschreibung, sameAs-Links; valide nach Schema.org.
- Externe Referenzierbarkeit: Verknüpfung zu verlässlichen Quellen (Wikidata, Branchenregister, Normen).
- Konsistenz über alle Kanäle: Einheitliche Hauptform in Website, Social-Media-Profilen, Dokumenten, Metadaten.
- Beziehungsfähigkeit: Eingebettet in ein semantisches Netz – intern (Cluster) und extern (Fachquellen).
Der Unterschied in der Wirkung
- Keyword-Optimierung kann dafür sorgen, dass du in einer Google-Liste auftauchst – vielleicht sogar auf Platz 1.
- Entitäten-Optimierung sorgt dafür, dass du in der Modelllogik von KI-Systemen existierst – und dort auch bleibst, selbst wenn niemand mehr aktiv nach dir sucht.
Vom Eintrag zur Einbettung – Entitäten im semantischen Netz
Warum eine Entität allein wenig wert ist
Eine sauber definierte Entität ist wie ein Steckdosenadapter ohne Stromnetz: formal korrekt, aber wirkungslos.
Erst wenn diese Entität in ein Netz aus Beziehungen eingebunden ist, kann ein KI-System sie zuverlässig einordnen, verknüpfen und als Antwortquelle heranziehen. Isolierte Entitäten – egal wie präzise – bleiben im Wissensgraphen algorithmisch schwach, weil sie ohne Kontext weder Gewicht noch Relevanz entwickeln.
Interne Vernetzung – das unternehmenseigene Bedeutungsnetz
In der Praxis heißt das:
- Kernseiten (z. B. „AI Visibility“) müssen auf Vertiefungsseiten (z. B. „AI Visibility Audit“, „Maschinenlesbare Markenkommunikation“) verweisen.
- Vertiefungsseiten verlinken zurück auf die Kernseite und auf verwandte Vertiefungen.
- Traffic-Treiber (z. B. Blogartikel zu Zero-Click-Strategien) führen immer wieder ins Kern-Cluster.
Ziel: Jede Entität ist mindestens an drei andere Entitäten angebunden – und zwar inhaltlich begründet, nicht per „Linkfarm“-Taktik.
Externe Vernetzung – der Blick nach draussen
Damit eine Entität auch außerhalb deiner Domain Gewicht bekommt, braucht sie:
- Autoritätsquellen (Fachartikel, Studien, Branchenverzeichnisse) als externe Anker.
- Registereinträge wie Wikidata, Crunchbase oder Handelsregister.
- Relevante Fachplattformen mit konsistenter Namensführung und identischem Kontext.
Diese externen Verbindungen sind nicht für SEO-Linkjuice gedacht, sondern für semantische Verortung – der Maschine soll klar sein, dass „AI Visibility“ auf deiner Website dieselbe Entität ist wie in einem anerkannten Branchenreport.
Der Effekt der Vernetzung
Maschinen verarbeiten Inhalte nicht linear wie Menschen, sondern relational. Je dichter und konsistenter das Netz, desto höher die Vertrauenswahrscheinlichkeit:
- Inhalte werden wahrscheinlicher zitiert, weil sie mehrfach bestätigten Kontext liefern.
- Die Marke wird in mehr Antwortszenarien vorgeschlagen, auch jenseits direkter Namensnennungen.
Der Realitäts-Check beim Verlinken
Sobald ich die ersten internen und externen Verbindungen festgelegt habe, trifft mich die Erkenntnis mit voller Wucht: Jede neue Seite, die ich in diesem Cluster ergänze, bedeutet, dass ich an allen relevanten Stellen die Verlinkungen nachziehen muss. Nicht nur einmal – sondern systematisch.
Ich schaue auf meine Link-Matrix und denke: „Wie soll ich das schaffen? Wie soll ich das dokumentieren? Oder soll ich einfach die Augen davor verschließen und glücklich sein, dass meine Seite für drei Tage in Ordnung ist?“
Die ernüchternde Wahrheit
- Es gibt aktuell keine Standardsoftware, die diesen Pflegeprozess vollautomatisch und in AI-Visibility-Logik abbildet.
- Klassische SEO-Tools helfen nur begrenzt – sie denken in Crawling-Fehlern, nicht in semantischen Netzen.
- Manuelles Arbeiten funktioniert, solange das Cluster klein ist – aber schon nach wenigen Monaten entsteht ein Pflegeaufwand, der jeden guten Vorsatz zersetzt.
Mein persönliches Fazit
Ich brauche eine Software, die:
- meine Entitäten und Verlinkungen versioniert
- semantische Lücken aufzeigt,
- und mich vor struktureller Erosion bewahrt.
Und ich werde sie entwickeln. Aber das ist – wie man so schön sagt – eine andere Geschichte…
Wie man Entitäten promptfähig macht
Von der Existenz zur Zitation
Eine Entität, die definiert und vernetzt ist, existiert für das Modell – aber das reicht noch nicht. Promptfähig wird sie erst, wenn ihre Inhalte so strukturiert sind, dass ein KI-System sie ohne Interpretationsverlust in eine Antwort übernehmen kann.
Das bedeutet:
- Jede zentrale Frage muss im Content bereits fertig beantwortet vorliegen.
- Diese Antworten müssen maschinenlesbar ausgezeichnet und leicht extrahierbar sein.
Drei Bausteine der Prompt Readiness
1. Klare Zwischenüberschriften mit semantischem Wert
- „Was ist AI Visibility?“ statt „Einleitung“
- Überschriften sind die Wegweiser für den Algorithmus – sie müssen eindeutige Entitätenbezüge enthalten.
2. Antwortbausteine im Fließtext
- Kompakte Abschnitte (40-80 Wörter), die eine Frage vollständig beantworten.
- Hauptform der Entität nennen, keine Metaphern oder Ausschmückungen.
3. FAQ-Module im Schema.org-Format
- Jede Frage/Antwort-Paarung maschinenlesbar als JSON-LD auszeichnen.
- 5-8 strategisch relevante Fragen pro Seite, präzise und überprüfbar.
Beispiel aus der Praxis – AI Visibility Audit
Frage: „Was ist ein AI Visibility Audit?“
Antwortblock:
Ein AI Visibility Audit ist eine strukturierte Analyse, die prüft, ob und wie eine Marke in KI-Systemen als zitierfähige Quelle verankert ist. Es umfasst die Bewertung der Entitäten-Architektur, der internen und externen Vernetzung, der Prompt Readiness und der Bot Access Control – mit dem Ziel, Sichtbarkeit systematisch zu sichern und zu steigern.
JSON-LD-Auszug:
{
„@context“: „https://schema.org“,
„@type“: „FAQPage“,
„mainEntity“: [{
„@type“: „Question“,
„name“: „Was ist ein AI Visibility Audit?“,
„acceptedAnswer“: {
„@type“: „Answer“,
„text“: „Ein AI Visibility Audit ist eine strukturierte Analyse, die prüft, ob und wie eine Marke in KI-Systemen als zitierfähige Quelle verankert ist. Es umfasst die Bewertung der Entitäten-Architektur, der internen und externen Vernetzung, der Prompt Readiness und der Bot Access Control – mit dem Ziel, Sichtbarkeit systematisch zu sichern und zu steigern.“
}
}]
}
Warum das funktioniert
- Maschinen finden den relevanten Abschnitt schneller, weil er klar markiert ist.
- Die Antwort kann ohne Umschreiben übernommen werden – das reduziert das Risiko von Halluzinationen.
- Zitationswahrscheinlichkeit steigt, weil das Modell erkennt: „Das ist eine fertige, konsistente Einheit“.
Fazit – Entitäten, nicht Keywords
Die Verschiebung im Kern
Keywords waren im SEO-Zeitalter der zentrale Hebel für Sichtbarkeit. In der KI-Logik reicht das nicht mehr – weil Maschinen keine Wortlisten verstehen, sondern Knoten in einem Bedeutungsnetz. Eine Entität ist kein Synonym für ein Keyword, sondern eine eindeutig definierte, technisch ausgezeichnete und kontextuell vernetzte Informationseinheit.
Was das für die Praxis bedeutet
- Definieren statt nur benennen: Jede Leistung, jeder Fachbegriff, jede Person muss klar typisiert, beschrieben und referenziert sein.
- Verlinken statt verstreuen: Entitäten leben von internen und externen Beziehungen – isoliert bleiben sie algorithmisch schwach.
- Strukturieren statt nur schreiben: Promptfähige Inhalte mit Antwortbausteinen und JSON-LD-Auszeichnung sichern, dass Modelle sie direkt zitieren können.
Die Konsequenz für Sichtbarkeit
Wer heute nur Keywords optimiert, erscheint vielleicht noch in einer Google-Liste – wer Entitäten aufbaut und pflegt, existiert im Wissensraum der KI. Und dort werden nicht nur Treffer gelistet, sondern Empfehlungen ausgesprochen.
”Keywords helfen dir, gefunden zu werden.
Norbert Kathriner
Entitäten sorgen dafür, dass du bleibst – als verlässliche, zitierfähige Quelle in den Entscheidungssystemen von morgen.
Das eine ist Taktik, das andere ist Architektur.
Und im KI-Zeitalter gilt: Architektur schlägt Taktik.
Linktipps
AI Visibility
Maschinenlesbar oder irrelevant – Warum Unternehmen jetzt neu denken müssen
Warum sehen Maschinen deine Marke nicht – obwohl Menschen sie kennen?
Markenführung durch AI-gestütztes SEO
Sichtbar in ChatGPT werden – Der Leitfaden für AI Visibility
Das Problem mit klassischen SEO-Agenturen




