Ethisches Design sollte Nutzer schützen, doch heimtückische Dark Patterns führen oft zu Manipulation. Erfahre mehr über 10 gängige Tricks, die ethische Grenzen überschreiten.
Die dunklen Seiten des Designs
„Dark Patterns“ sind der Inbegriff manipulativen Designs. Sie verstecken Informationen oder drängen Nutzer zu ungewollten Handlungen. Solche Techniken widersprechen dem Kern ethischen Designs, das Transparenz und Respekt verlangt. Ethisches Design setzt hier klare Grenzen: Der Nutzer muss stets verstehen, was er tut, warum er es tut und welche Folgen es hat. Alles andere untergräbt das Vertrauen und beschädigt langfristig die Nutzerbindung.
Beispiele für Manipulation im Design
Zwangsregistrierung (Forced Continuity)
Hierbei werden Nutzer nach einer kostenlosen Testphase automatisch in ein kostenpflichtiges Abonnement überführt, ohne klar darüber informiert zu werden, dass eine Kündigung erforderlich ist. Viele Streaming-Plattformen oder Softwareanbieter nutzen diese Methode, um Nutzer länger an sich zu binden.
Beispiel: Netflix bietet eine kostenlose Testphase an, leitet den Nutzer dann aber nahtlos in ein Abo über, sofern dieser nicht rechtzeitig kündigt.
Verwirrende Navigation
Diese Designs sind darauf ausgelegt, dass Nutzer absichtlich den falschen Knopf drücken. Beispiele sind „Ablehnen“ und „Akzeptieren“-Buttons, die absichtlich so gestaltet sind, dass der Nutzer verwirrt wird und z. B. ungewollt in den Erhalt von Newslettern oder anderen Benachrichtigungen einwilligt.
Beispiel: Viele Newsletter-Abonnement-Formulare setzen auf kleingedruckte Abmeldemöglichkeiten oder verstecken den Ablehnungsbutton. Ein klassisches Beispiel für solch verwirrende Navigation ist bei Airline-Buchungsplattformen zu finden, die Versicherungen oder zusätzliche Dienstleistungen vorab selektieren.
Versteckte Kosten
Bei vielen E-Commerce-Websites werden versteckte Gebühren oder zusätzliche Kosten erst am Ende des Kaufprozesses offengelegt. Diese Überraschungskosten können Versandkosten, Bearbeitungsgebühren oder Steuern sein, die absichtlich so spät wie möglich hinzugefügt werden, um den Kaufprozess zu beeinflussen.
Beispiel: Bei der Buchung von Flügen auf Plattformen wie Ryanair werden die Kosten für Gepäck oft erst im letzten Schritt des Bezahlprozesses hinzugefügt. Ein potenzieller Nutzer ist bereits stark investiert, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass er den Kauf abschliesst, anstatt abzubrechen.
Countdown-Timer (FOMO)
Websites nutzen oft Countdown-Timer, um ein Gefühl der Dringlichkeit zu erzeugen und den Nutzer zu überstürzten Entscheidungen zu bringen. Diese künstlich erzeugte Dringlichkeit basiert auf der Angst, ein limitiertes Angebot zu verpassen.
Beispiel: E-Commerce-Websites wie Amazon oder Booking.com verwenden Countdown-Timer für Sonderangebote, auch wenn es in Wahrheit keinen Zeitdruck gibt. Dies soll den Nutzer dazu bringen, den Kauf schneller abzuschliessen, bevor er den Kauf möglicherweise überdenkt.
Weitere Fallen und subtile Tricks
Neben den klassischen Dark Patterns gibt es eine Reihe subtiler, aber ebenso manipulativer Designstrategien, die Nutzern das Leben schwer machen und oft ungewollt Entscheidungen beeinflussen. Hier eine kurze Übersicht dieser weiteren Typen, die genauso ethisch fragwürdig sind:
Misdirection (Ablenkung)
Durch visuelle oder textliche Ablenkungen wird der Fokus des Nutzers auf etwas anderes gelenkt, als er ursprünglich beabsichtigt hatte. Häufig werden irrelevante oder überflüssige Informationen verwendet, um kritische Details zu verschleiern.
Roach Motel (Kakerlakenfalle)
Dieses Muster sorgt dafür, dass es sehr einfach ist, sich für einen Dienst anzumelden oder etwas zu abonnieren, aber extrem schwierig, das Abonnement oder den Dienst wieder zu kündigen.
Privacy Zuckering
Nutzer werden dazu verleitet, mehr persönliche Informationen zu teilen, als sie eigentlich vorhatten. Oft wird dies durch lange, komplexe Datenschutzerklärungen oder voreingestellte Zustimmungen erreicht.
Price Comparison Prevention (Preisvergleich-Verhinderung)
Diese Strategie verhindert, dass der Nutzer leicht Preise vergleichen kann, indem Informationen über alternative Produkte oder Services schwer auffindbar oder unverständlich gemacht werden.
Sneak into Basket (Heimliches Hinzufügen in den Warenkorb)
Zusätzliche Artikel oder Dienstleistungen werden heimlich in den Warenkorb gelegt, oft durch voreingestellte Häkchen oder versteckte Buttons.
Confirmshaming
Nutzer werden dazu gebracht, eine Aktion durchzuführen, weil die Ablehnungsoption so formuliert ist, dass sie Schuldgefühle oder Scham hervorruft (z. B. „Nein, ich möchte kein Geld sparen“).
Disguised Ads (Versteckte Werbung)
Werbung wird so gestaltet, dass sie wie ein normaler Teil der Benutzeroberfläche aussieht, sodass der Nutzer nicht erkennt, dass es sich um eine Anzeige handelt.
Forced Action (Erzwungene Aktion)
Der Nutzer wird gezwungen, eine unerwünschte Aktion auszuführen, um fortzufahren, etwa das Erstellen eines Kontos, bevor man ein Produkt kaufen oder eine Dienstleistung nutzen kann.
”Jedes Design beeinflusst Nutzerentscheidungen. Der Unterschied zwischen Überzeugung und Manipulation liegt jedoch in der Absicht und der Transparenz der Designentscheidungen.
Norbert Kathriner
Fazit: Ethisches Design erfordert mehr als blosse Vermeidung von Manipulation.
Es geht darum, eine Kultur der Transparenz zu schaffen.
Designer tragen eine immense Verantwortung – und diese sollte niemals leichtfertig behandelt werden. Nur durch eine bewusste und kritische Auseinandersetzung mit den ethischen Implikationen unserer Arbeit können wir langfristig positive, respektvolle und nachhaltige Nutzererfahrungen schaffen.