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Cliff Berg, ein Pionier des Agile-Manifests, bietet mit seiner jüngsten Kritik und dem Vorschlag von Agile 2 eine Gelegenheit, die Effektivität und Kosten von Agile kritisch zu hinterfragen.

Die Idealisierung von Agile

Die agilen Methoden, ursprünglich als heilsbringende Antwort auf die starren, wasserfallartigen Projektmanagementmethoden gedacht, haben in den letzten zwei Jahrzehnten die Art und Weise, wie Projekte geleitet werden, radikal verändert.

Diese Methoden, insbesondere Scrum und seine Varianten, wurden als dynamische Lösungen gefeiert, die Teams ermöglichen, schneller und effizienter zu arbeiten. Besser in vielerlei Hinsicht, vor allem besser für den Nutzer. Aber schneller?

Der Cliff Berg Effekt

Cliff Berg, einst ein glühender Verfechter der agilen Methoden, hat kürzlich eine ernüchternde Einschätzung über LinkedIn geteilt. Er spricht von einem Scheitern der ursprünglichen agilen Prinzipien, die sich in der Praxis oft als unflexibel und dogmatisch herausgestellt haben. Bergs neue Initiative, Agile 2, soll einige dieser Missstände korrigieren und plädiert für eine ausgewogener Herangehensweise, die die individuellen und teambasierten Bedürfnisse gleichermaßen berücksichtigt.

Die Ironie der Agilität

Die Ironie von Agile

Hier kommt die schneidende Kritik ins Spiel: Wenn Agile zu einem Dogma wird, zu einer One-Size-Fits-All-Lösung für jedes Unternehmensproblem, dann verliert sie ihre Wirksamkeit. Die Analogie zum Kommunismus wäre hier treffend – ein System, das in der Theorie Gleichheit und Effizienz verspricht, in der Praxis aber oft zu Ineffizienz und Frustration führt. Wie bei jeder Ideologie kann die strenge Anwendung von Agile ohne Anpassung an den Kontext oder ohne Berücksichtigung menschlicher Faktoren zum Verlust des eigentlich angestrebten Werts führen.

Agile und der menschliche Faktor

Die wahre Herausforderung bei der Implementierung von Agilität liegt im menschlichen Faktor. In Teams, wo früher Hierarchien klare Wege und Verantwortlichkeiten definierten, erfordert Agilität eine neue Art der Zusammenarbeit. Jedes Teammitglied, unabhängig von seinem Erfahrungsstand, bekommt eine Stimme, was zu Konflikten führen kann, wenn erfahrene Mitarbeiter sich mit den Ideen von Neulingen auseinandersetzen müssen.

Agilität und der menschliche Faktor

Schnell, aber um welchen Preis?

Agile fördert schnelle Iterationen und schnelles Feedback und dennoch: Projekte, die früher in wenigen Wochen abgeschlossen wurden, dehnen sich nun auf Monate aus, da jedes Detail iteriert und reevaluiert wird.

Die Frage bleibt: Fördert diese Methode wirklich die Kreativität und Effizienz, oder führt sie zu einer endlosen Schleife von Revisionen und Meetings?

Ein Plädoyer für Flexibilität

Die Lösung könnte eine flexible Annäherung an Agilität sein, eine, die die Grundprinzipien respektiert, aber auch Raum für Anpassungen lässt, abhängig von der Projektgröße, der Teamdynamik und den spezifischen Anforderungen des Kunden. Dies würde bedeuten, Agilität nicht als Allheilmittel zu betrachten, sondern als einen von vielen Werkzeugen, die einem Projektmanager zur Verfügung stehen.

In einer Welt, die sich ständig verändert, ist es die Flexibilität des Denkens, nicht nur die Flexibilität der Methodik, die den wahren Innovatoren auszeichnet. Werde dich der Limitationen jeder Methode bewusst und nutze diese Erkenntnis, um deine Arbeitsweise besser an die realen Bedürfnisse deiner Projekte und Teams anzupassen.

Norbert Kathriner

Schlussfolgerung

Die Überprüfung und mögliche Neuausrichtung von Agile, wie von Cliff Berg vorgeschlagen, ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass diese Methoden ihre Versprechen einlösen können. Es ist Zeit, einen Schritt zurückzutreten und zu bewerten, nicht nur, wie wir arbeiten, sondern auch warum wir so arbeiten.

Dies erfordert eine tiefgreifende Überlegung, die über das einfache Anwenden von Frameworks hinausgeht. Vielleicht ist es an der Zeit, das Versprechen von Agilität neu zu definieren, nicht als panacea, sondern als ein Werkzeug unter vielen in der Toolbox eines jeden Projektmanagers.

Quellen

Agile Methodology:

  • Agile Alliance: Diese Seite bietet eine Einführung in die agile Methodologie, erklärt die Grundprinzipien und die verschiedenen agilen Praktiken.
  • Mountain Goat Software: Ein umfassender Ressourcenbereich, der von Mike Cohn, einem bekannten Experten im Bereich Agile, betrieben wird. Hier findest du Artikel, Blogs und Leitfäden zu verschiedenen Aspekten der agilen Methoden.

Scrum:

  • Scrum.org: Scrum.org ist eine der führenden Organisationen, die sich der Ausbildung und Zertifizierung im Bereich Scrum widmet. Diese Seite bietet eine detaillierte Erklärung dessen, was Scrum ist, einschließlich Ressourcen für Anfänger und Fortgeschrittene.
  • Scrum Alliance: Die Scrum Alliance bietet ähnliche Ressourcen wie Scrum.org, jedoch mit einem etwas anderen Ansatz in der Community- und Zertifizierungsperspektive.